Segler-Verein-Wuermsee

„Am 18. August 1888 war es endlich nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen einigen längst schon dem herrlichen Segelsport huldigenden Herren gelungen, ihre auf Vereinigung der Bootsbesitzenden und sonstigen Freunde desselben gerichteten Bestrebungen durch die Gründung des Segler-Vereins Würmsee gekrönt zu sehen.

Geradezu unbegreiflich erscheint es, daß es hiezu einer so langen Zeit bedurft hatte, wo doch die Verhältnisse nicht leicht irgendwo auch nur annähernd hiefür so günstig gelagert sein dürften, als an unserem so romantisch im Alpenvorlande gelegenen, ringsum von Villen besetzten, von München aus in kaum 3⁄4 Stunden erreichbaren, von den anmuthigsten Ufern begrenzten, ca. 25 Quadratkilometer großen, zum Segeln wie geschaffenen Würm- oder Starnberger See.“

So wurde die Gründung des neuen Vereins im ersten Jahrbuch vom Frühjahr 1890 beschrieben.

Was soll man da noch kommentieren? Wer diesen glückselig machenden Moment im 19. Jahrhundert verpasst hat, kann dies Gott sei Dank ja heute noch durch einen Beitritt nachholen.

Die Gründung 1888

Die Gründung des Segler-Vereins Würmsee am 18.8.1888 war von langer Hand vorbereitet. Die damals schon seit einiger Zeit auf diesem See segelnden Herren kamen an diesem Tage nicht zum ersten Mal zusammen. Gespräche mit vielen Leuten im Umfeld, insbesondere in nächster Nähe zum Königshaus, hatten vorher stattgefunden. So konnte auch der im Spätsommer gegründete Verein bereits in seiner ersten richtigen Saison die heute als Bucentaur-Halle bekannte Bootshütte anmieten und mit S.K.H. Prinz Ludwig von Bayern den allerhöchsten Segler Bayerns als Protektor gewinnen. Von der ersten Saison an herrschte voller Betrieb, der kontinuierlich im ersten Jahrzehnt des Vereins ausgebaut wurde.

Gründungspräsident Hofrat Edgar Hanfstaengl

Gründungspräsident Hofrat Edgar Hanfstaengl

Zwölf Herren waren es, die den Verein am 18. August 1888 in dem kleinen Pavillon des Tutzinger Anwesens von Edgar Hanfstaengl gegründet haben. Noch am gleichen Tag traten ihm weitere 16 Herren bei, sodass der Verein schon am ersten Tag insgesamt 28 Mitglieder zählte. Die zwölf Herren, die sich zur Vorbereitung der Gründung des Segler-Vereins Würmsee getroffen hatten, waren:

Ludwig Deiglmayr jun. (Architekt, München), Eugen Groß (Kaufmann, München), 
Gustav Adolf van Hees (Kunstmaler, München), Julius Keyl (Advokat, München), Angelo Knorr (Dr. med., München), 
Hugo Kustermann (Kaufmann, München)
, Prof. Ferdinand Keller (Kunstmaler, Karlsruhe), 
Georg Pschorr jun. (Brauereitechniker, München), Heinrich Riezler (Kaufmann, München), 
Hermann Ritter von Schwind (Ingenieur, Augsburg), Alfred Steinitzer (k.S.-Lieutenant, Würzburg), 
Prof. Dr.Wilhelm Wittmann (Techn. Hochschule, M.)

„Segler-Verein Würmsee“ war eine Bezeichnung, die korrekt beschreibend, umfassend genug, aber auch nicht zu eng gefasst war für den Verein, der eben möglichst viele Segler auf dem Würmsee vereinen wollte. Konkreter wollte man den Ort gar nicht fassen. Ganz im Gegenteil: Das Zentrum des Vereinsgeschehens am See, wollten die Gründerväter Jahr für Jahr neu bestimmen.

Es war der erste Seglerverein in Bayern, ja in ganz Süddeutschland. Schon kurz nach der Gründung zählte der junge Verein rund 30 Mitglieder mit 15 Yachten. Im Winter trafen sich die Herren übrigens im Separat-Zimmer im Gasthaus zum Pschorr – dessen Besitzer waren wie andere Münchner Brauerei-Größen Mitglied im Seglerverein.

Der Verein war gerade zwei Monate alt, da nahm er bereits Kontakt mit dem königlichen Obersthofmarschall-Amt zwecks Anmietung einer großen, ungenutzten Bootshütte in Starn
berg auf. So einen Zufall kann es gar nicht geben: Kaum ist der Verein gegründet, kommt man auf die Idee, die bis
heute genialste Bootshalle des ganzen Reiches anmieten zu wollen. Umgekehrt klingt es schon plausibler: Da gab 
es eine Halle, die könnte man anmieten, wenn man einen
Verein gründe, der zudem den Segen des Prinzen, S.K.H.
Ludwig von Bayern, habe. Denn die Verhältnisse der damaligen Zeit legen es nahe, dass der Verein erst gegründet
wurde, als die Rahmenbedingungen klar, das (aller-
höchste) Umfeld involviert
 und die Marschrichtung abgesteckt waren. Der Prinz 
segelte schon auf dem See, als viele andere
Vereinsgründer noch nicht
einmal daran dachten. Völ
lig undenkbar, dass erst ein
Verein gegründet wurde – und dann der Kontakt zum Prinzen gesucht wurde! Auch das Datum legt nahe,
dass dies alles von langer Hand geplant war.

Rein zufällig ist damals auch vor niemand darauf gekommen, an einem Datum wie dem 18.8.1888 (übrigens ein Samstag) einen Club zu gründen. Da haben sicher die beteiligten Herren alle Details – vom Datum über die Anmietung der königlichen Schiffhütte bis zum Thema Protektorat – vorher besprochen. Es sollte ja nicht irgendein Club an irgendeinem Datum gegründet werden. Die Gründungsväter hatten sich den Namen „Segler-Verein Würmsee“ ebenso wohlüberlegt, wie das Gründungsdatum.

Die Vereinsgründung war schon seit drei Jahren in der Luft gelegen. Die erste historische Wettfahrt hatte am 15. September 1885 stattgefunden. Neun Yachten waren am Start, zum Teil von Mitgliedern des Münchener Ruder-Clubs gesteuert. Doch das Durchführen von segelsportlichen Veranstaltungen war außerhalb von dessen Aufgaben. Und so lag es nahe, dafür einen eigenen Verein zu gründen. Und da es in germanischen Genen verankert zu sein scheint, dass man einen Verein gründen muss, wenn mehr als drei Männer die gleichen Interessen haben, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann dies geschah.

Ein erster Hafen wird gebaut. Hugo Kustermann ersetzte seine kleine MÖVE im Frühjahr 1891 durch die EOS. 13,2 Meter lang (in der Wasserlinie unter einem weit ausladenden Klüverbug 9,46 Meter) und 3,2 Meter breit bei einer Tiefe von 1,1 Metern, war dieser „Schwertkutter“ das damals größte Segelboot am See. Für die Bootshütte zu groß, für die Bojen zu schwer – und so keimte wohl von Kustermann angeschoben in diesem Jahr der Wunsch auf, einen eigenen Hafen zu besitzen. Insgesamt sechs neue Boote im Yachtregister machten den Platz im Seglerhaus etwas eng, sodass dieser Wunsch einerseits in unermüdlichen Bestrebungen einiger Herren, andererseits in opferwillige Spenden eifriger Mitglieder mündete. Im September 1891 kam der ausgearbeitete Plan für einen Hafen vor eine außerordentliche Vollversammlung und wurde mit großer Mehrheit angenommen. Schon im Oktober begannen die Vorarbeiten für den südlichen Damm und im Frühjahr 1892 wurde der Hafen dem Dienst übergeben. Der neue Hafenbereich umfasste eine Fläche von 7.150 Quadratmetern. Von langjährigen Diskussionen mit irgendeiner Verwaltung ist nirgends etwas geschrieben.

Mit der beginnenden Segelsaison 1892 fand die Übergabe der Bootsstände durch den Hafenmeister statt. Aber nur ein schlichter Hafen? Der Segler-Verein Würmsee wäre nicht
 der frühe Bayerische Yacht-Club, wenn da nicht noch etwas dazugekommen wäre: „Jedoch nicht allein mit dem Hafen sollte es für das Jahr 1892 abgethan sein, sondern derselbe erhielt durch die liebenswürdige Stiftung unseres Vorsitzenden, Herrn Graf d’Almeida, eine ganz besondere Zierde, einen Leuchtthurm nach Venetianer Art, in Holz construiert und mit einer 1,70 m hohen eisernen Laterne.“

1891 ließ sich Kustermann die 13,2 Meter lange EOS bauen.

1891 ließ sich Kustermann die 13,2 Meter lange EOS bauen.

So ganz nebenbei klingt in gerade zitiertem Satz über den kleinen Leuchtturm eine Veränderung an der Spitze des Vereins an: Graf Paul d’Almeida, Starnberger Gutsbesitzer, war seit 1892 Vorsitzender. Julius Keyl war sein erster, Richard Frommel sein zweiter Stellvertreter.

Das erste Jubiläum wird gefeiert. Auch organisatorisch entwickelte sich der Verein weiter. Eine „Statutencommission“ war gewählt worden und arbeitete eine Satzung aus, nach der der Club nach Annahme in der Vollversammlung am 2. Februar 1893 nun „anerkannter Verein“ (a.V.) werden konnte – ein ähnliches juristisches Konstrukt wie der heutige „eingetragene Verein“.

1893 feierte der Club sein erstes Jubiläum: Fünf Jahre war der Verein alt geworden – und den Kinderschuhen längst entwachsen. Insgesamt zählte er damals 64 Mitglieder, darunter eine Frau. Freiin Irene von Asch (später mit dem Zusatz „Stiftsdame“) war das erste Ehrenmitglied des Vereins. Sie segelte den Lugger JUX.

Man schrieb das Jahr 1893 und eine Frau war bereits Mitglied in dieser von Herren geprägten Gesellschaft? In den Statuten war dies seit dem ersten Tag festgeschrieben. Der § 4 lautete: „Die Ehrenmitglieder haben alle Rechte der ordentlichen Mitglieder; Ehrenmitglieder, jedoch ohne Stimmrecht, können auch Damen werden.“

Über Jahrzehnte hinweg war diese Freiin von Asch die einzige Dame in den Mitgliederverzeichnissen des Vereins, die nicht aus dem Hause Wittelsbach stammte. Im Jahrbuch 1928 wird die Dame als „Freifräulein“ bezeichnet. Es könnte sich also um die Tochter des damaligen bayerischen Kriegsministers von Asch gehandelt haben.

29 Segelboote führte das Verzeichnis der Yachten und Boote auf, dazu zwei Dampffahrzeuge im Jahr 1893.

Wenn man nicht auf dem Obersee segelte, dann waren Start und Ziel unmittelbar vor dem Seglerhause. Mitte August 1891, bei der fünften Wettfahrt des Vereins, musste erst mangels Wind auf den Sonntag verschoben werden. Da aber frischte es zusehends auf, sodass es direkt vor der Mole zu einem spektakulären Manöver kam, dem ersten in einer langen Reihe bis heute: „DELPHIN lief als Erster durch’s Ziel und sollte seinen Sieg noch durch ein kaltes Bad erkaufen, da gerade, als er vor Anker ging, eine kräftige Böe das etwas sehr stark getakelte Boot so heftig krängte, dass dasselbe schon im nächsten Augenblicke dem nassen Elemente übergeben war.“ Das Kentern verlief jedoch ohne weitere böse Folge für Segler und Boot.

Der Verein wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts flügge

Jedes Jahr ein neues Schiff – ein Markt entstand

Kustermanns RAKETE III. Für die Kreuzeryachten gab es detaillierte „Wohnlichkeits-Vorschriften“. Von der Kajüthöhe – je nach Größe – bis zu den Schlaf- und Sitzmöbeln, von den Tischen bis zu „Closets“ und Kochgelegenheiten war alles vorgeschrieben. Auf einem Faltblatt war die komplette Übersicht dem Jahrbuch 1905 beigefügt.

Kustermanns RAKETE III. Für die Kreuzeryachten gab es detaillierte „Wohnlichkeits-Vorschriften“. Von der Kajüthöhe – je nach Größe – bis zu den Schlaf- und Sitzmöbeln, von den Tischen bis zu „Closets“ und Kochgelegenheiten war alles vorgeschrieben. Auf einem Faltblatt war die komplette Übersicht dem Jahrbuch 1905 beigefügt.

Der Segler-Verein Würmsee hatte sich in seinen ersten zehn Jahren prächtig entwickelt. Zaghaft begann der Segelsport, auch am Chiemsee oder Ammersee im Süden Deutschlands Fuß zu fassen. An bayerischen Seen waren weitere Segelclubs gegründet worden. Der Segler-Verein Würmsee veranstaltete erstmals eine „Starnberger Woche“. Novum: Durch eine kleinere, rechteckige Regattabahn in der Starnberger Bucht versuchten die Segler mehr Interesse bei den Zuschauern am Ufer für sich zu wecken.  Es war an der Zeit, dass sich seine Mitglieder auch einmal auf andere Reviere begaben. Allen voran war das Hugo Kustermann, der 1899 zum ersten Mal das Mekka der Segler im Norden besuchte: Die Kieler Woche. Damit hatte auch das Zeitalter seiner RAKETEN begonnen, wie seine jährlichen Schiffsneubauten hießen. Bald gab es aber auch Besuch von auswärts. Der Segelsport erlebte in Süddeutschland seinen ersten Boom. In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts nahm der Segelsport weiter ungestümen Aufschwung. Der Segler-Verein Würmsee profitierte vom Trend und wuchs. Auf internationaler Ebene war die IYRU (International Yacht Racing Union) gegründet worden, die eine neue Messformel festlegte, um die Yachten vergleichbarer zu machen. Denn bisher fanden die Bootsbauer immer wieder Änderungen innerhalb einer Messformel, um das nächste Boot schneller als das vorherige zu machen. Geld spielte in der damaligen Zeit für viele Leute keine Rolle und so bestellten sie eben Jahr für Jahr neue Boote. Mit der aufblühenden Vereinslandschaft im Süden entwickelte sich ein großer Markt, der willig alles gebrauchte Material aufsaugte.

 

Der Verein schließt sein zweites Decennium ab

Als „Bayerischer Yacht-Club“ auf dem Weg in eine neue Epoche

Die Jahre 1908 bis 1914 waren für den Club von enormer Wichtigkeit. Der Segelsport hatte großen Auftrieb im ganzen Land. Die Wirtschaft brummte und der Segelsport blühte unter den Fittichen des Kaisers, der daselbst mit seinen METEOR-Yachten Maßstäbe setzte. Der Bayerische Yacht-Club hielt Schritt mit der stürmischen Entwicklung. In diese Zeit fallen die Namensänderung, die „Ernennung“ zum „Königlichen“ Club, die Gründung des Münchener Wassersport-Kartells und damit die Anfänge der „Münchener Woche“ – und schließlich das Ende der sportlichen Herrlichkeit mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Wenn es eines sichtbaren Zeichens der wirtschaftlichen Prosperität bedürfte, dann könnte man ruhigen Gewissens die neue Yacht, die sich Hugo Kustermann bei der Starnberger Werft Rambeck bauen ließ, als Beleg anführen. Auch der Präsident des Vereins war vom Wachstumsfieber gepackt. Er bestellte inzwischen ebenfalls jedes Jahr eine neue Yacht.

Die Segler waren aber auch nicht mehr unter sich. Hatten Motorbootrennen und Ruderwettfahrten schon Zuschauer des ebenfalls zusehends mobileren Volkes angezogen, so rückten die Wassersportvereine im Münchner Umland 1908 näher zusammen. Die „Münchner Ausstellung“ wurde Keimzelle gemeinsamer Anstrengungen der Individualisten.

Eine „Segel-Woche“ gab es im Segler-Verein Würmsee schon einige Jahre. Bis zu vier Wettfahrten (und ein Sommerfest) waren auf den Zeitraum an und zwischen zwei Wochenenden terminiert. Erstmals in größerem Rahmen und im Verbund mit anderen Vereinen sowie Sportarten wurde dieses Ereignis jedoch erst 1908 veranstaltet.

Der Stander des nun „Königlich“ Bayerischen Yacht-Clubs.

Der Stander des nun „Königlich“ Bayerischen Yacht-Clubs.

Der SVW wird der „Bayerische Yacht-Club“: Wer kennt ihn noch, den „Würmsee“? Wer kennt ihn überhaupt, fragten sich die Vereinsmitglieder damals, die beileibe nicht mehr alle nur auf diesem See vor den Toren Münchens segelten.  Vor 20 Jahre hatte sich der Verein der Aufgabe verschrieben, dem Segelsport auf die Beine zu helfen – und nun explodierte die Szene regelrecht. Ringsumher wurden Vereine gegründet, die Bezeichnungen wie „Münchner“, „Augsburger“ oder „Deutscher“ trugen. Nur auf einen alten See bezogen erschien der einst ideale Name nun nicht mehr zeit- (standes-) gemäß. So wurde also die Namensänderung auf „Bayerischer Yacht-Club“ beantragt und am 18. März 1909 beschlossen.
Während Stander und Flagge des Vereins wie gehabt blieben, gab es eine Änderung an der Führungsspitze: „Dem Club wurde zu dieser Zeit“, so die Chronik,“ die hohe Auszeichnung zuteil, dass dessen bisheriger Protektor, Seine Königliche Hoheit Prinz Ludwig von Bayern, sowie dessen Ehrenmitglied, Seine Königliche Hoheit Prinz Franz von Bayern, die Gnade hatten, als Kommodore bzw. Vizekommodore an die Spitze des Clubs zu treten.“

Der Bayerische Yacht-Club wird „Königlich“ und erwirbt sein Clubheim. Auf dem Titel des Jahrbuches 1911 wird es stolz verkündet: „Königlich Bayerischer Yacht- Club“ steht da in silbernen Versalien unter einem Stander, in dessen Rautenfeld eine Krone platziert ist.

„Zwei, wohl die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte unseres Clubs seit seinem Bestehen, die von einschneidender Bedeutung für die Zukunft sein dürften, haben wir hier an erster Stelle zu erwähnen“, platzte man gleich zu Beginn des Vorstandsberichts heraus: „Auf die gnädige Fürsprache unseres hohen Kommodore, Seine Königliche Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern, geruhte Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent uns das Recht zu erteilen, dass sich unser Club fürderhin Königlich Bayerischer Yacht-Club nennt.“

Das Rieder-Haus, das der KBYC 1911 als Clubheim erworben hatte, auf einer Abbildung etwa aus dem Jahre 1890: Pavillons stehen auf dem Gelände zum See hin, das erst nach dem Kauf vom Club aufgeschüttet wurde. Foto: Archiv G. Schober

Das Rieder-Haus, das der KBYC 1911 als Clubheim erworben hatte, auf einer Abbildung etwa aus dem Jahre 1890: Pavillons stehen auf dem Gelände zum See hin, dass erst nach dem Kauf vom Club aufgeschüttet wurde. Foto: Archiv G. Schober

Das zweite Ereignis war der unmittelbar darauffolgende Kauf des ehemaligen Rieder-Besitzes, der „dank der Tatkraft und Opferwilligkeit“ mehrerer Mitglieder ermöglicht wurde. Hierdurch wurde „einem längst empfundenen Bedürfnis“ abgeholfen. Es bedurfte nun aller Kräfte im Club, um „das Erworbene zu erhalten und in einer unseren Zwecken voll entsprechenden Weise auszubauen“. Denn die alte Wachsbleiche musste natürlich völlig umgebaut werden, um den Ansprüchen an ein Clubhaus gerecht zu werden.

 

Nur der Wind war kostenlos

Der KBYC in der Weimarer Republik – Das dritte Decennium 1918 bis 1928

Es war – wie alle Kriege – ein grausamer Krieg, der erst am 3. November 1918 mit einem Waffenstillstand zu Ende ging. Doch für Deutschland war das nicht das Ende, sondern der Anfang erheblicher Umwälzungen. Zuerst revoltierten die Matrosen in Kiel, dann rissen Arbeiter- und Soldatenräte im ganzen Land die Macht an sich, Kaiser Wilhelm II. musste auf den Thron verzichten und ging am 10. November ins holländische Exil. In München rief der Sozialist Kurt Eisner den „Freien Volksstaat Bayern“ aus. S.M. König Ludwig III., der langjährige Protektor und hohe Kommodore des KBYC, musste ebenfalls ins Exil, nach Sarvar in Ungarn.

Mit den Versailler Verträgen vom Juni 1919 wurde das Kaiserreich Deutschland gestutzt und zu Reparationsleistungen gezwungen, die das Land nicht erbringen konnte. Die neu gegründete Weimarer Republik schlitterte geradewegs in die Inflation. Erst nach der Währungsreform am 15. November 1923 ging es auch wirtschaftlich wieder aufwärts. All das schlug sich auch auf den Segelsport am Starnberger See nieder – wenngleich der Seespiegel friedlich dalag, als wäre nichts, aber auch gar nichts passiert. Diese Ruhe spiegelt sich in den Jahrbüchern des Clubs wider. Einige Passagen unkommentiert:

Natürlich beeinträchtigte der Krieg das Clubleben. Regatten wurden seit Kriegsbeginn kaum mehr veranstaltet. Auch standen sehr viele Mitglieder im Feld (118 von 215 Mitgliedern) – und so mancher musste sein Leben in den Schützengräben lassen. Die Marmortafel im Eingangsbereich des heutigen Casinos ist steinerner, still mahnender Zeuge dieser Zeit.

„In den Kriegsjahren ruhte der Segelsport fast ganz, es fanden nur 1918, wie in anderen Revieren, einige Kriegswettfahrten in kleinem Rahmen statt“, wird zehn Jahre später im Rückblick auf die ersten 40 Jahre berichtet. In den Kriegsjahren wurden die Geschäfte demnach von Dr. von Baeyer, Dr. Robert Defregger und Walter von Trentini, Heinrich Bolze und Ludwig Tipp (bis 1915) geleitet.

Trotz Kriegszustandes betrieb der KBYC 1918 die Abtrennung des Georgenbaches, der seit „Urzeiten“ durch die ehemals höfischen Bootshallen floss, die der Club seit 1890 gepachtet hatte

Die Revolution und das Ende der Monarchie trafen den KBYC aber doch. S.M. König Ludwig III. musste das Königreich Bayern verlassen. Der Club wurde genötigt, das Attribut „Königlich“ aus dem Namen zu streichen und auch die Krone aus dem Wappen zu nehmen. Doch so schnell gab man diese Attribute nicht auf.

1925 errichtete der KBYC das Starthaus nach Plänen von Hugo Kustermann

1925 errichtete der KBYC das Starthaus nach Plänen von Hugo Kustermann

Kustermann vertagt die Namens-Änderung als neuer Präsident. In den letzten Kriegsjahren war Walter von Trentini zugleich Kassier, Schriftführer und Hafenmeister, ehe er die Geschäfte wieder in die Hände eines gewählten Vorstands legen konnte: Die Mitgliederversammlung am 6. Februar 1919 machte einen Mann zum Präsidenten, der den Club seit den ersten Tagen schon immer maßgeblich beeinflusst und dessen Stander bereits auf der Ostsee erfolgreich vertreten hatte: Konsul und Kommerzienrat Hugo Kustermann. Major Richard von Allweyer, der vormalige Präsident, trat ins zweite Glied zurück und wurde wie auch Graf Otto von Bylandt als Vizepräsident gewählt. „Die Namens- und Stander-Aenderung wurde vertagt“, veröffentlichte der Königlich Bayerische Yacht-Club mit dem Wahlergebnis.

Bei der folgenden Mitgliederversammlung am 23. Mai 1919 hatte man dann doch das Attribut „Königlich“ gestrichen, wie ein Eintrag im Vereinsregister belegt. Aber die unadelige Zeit war nur von kurzer Dauer. Denn im Grunde genommen war die Spitze (und sicher nicht nur die Spitze) des Clubs bis ins tiefste Herz monarchistisch eingestellt, hatte man doch durch den Segelsport sehr persönliche Beziehungen zum Königshaus und der Familie. Eineinhalb Jahre später sollte man die Namensänderung wieder revidieren,

Über das erste Nachkriegsjahr und den wieder ausgeübten Segelsport informiert das Jahrbuch 1921, das erste seit 1914. Walter von Trentini, Schriftführer zu dieser Zeit, berichtete kurz und knapp über die Jahre nach dem Krieg:

„Ein kurzer Rückblick auf die verflossenen Jahre zeigt uns im Jahre 1919 ein Aufleben des Sportes, in dem zum ersten Male wieder, außer den Frühjahrs- und Herbstregatten, eine Münchener Woche im Sommer stattfinden konnte. Die Meldungen waren ausgezeichnet und vor allem das Sonderklassenfeld mit fast einem Dutzend Yachten eines der besten Deutschlands. Von auswärts waren ein Achter und ein Sechser erschienen. Zwei unserer Sonderklassenyachten, LOTOS und HAGEN, besuchten den Ammersee erfolgreich, am Bodensee fanden leider keine Wettfahrten statt.“ Die Mitgliederliste zeigte damals einen langsam ansteigenden Zuwachs mit ungefähr 250 Mitgliedern. In der Yachtliste waren 1919/20 mehr als 75 Boote registriert. Nur 63 waren es im Jahre 1914.

Das Casino auf einer Aufnahme, die Mitte der 1920er Jahre entstanden sein dürfte. Vom nördlichen Anbau, der 1922 errichtet wurde, ist hier nur der Dachgiebel zu erkennen. Das Foto zeigt auch die damals übliche Kleidung für einen Sonntagsausflug. Foto: BYC-Archiv

 

Der Hausverein des BYC wurde 1923 gegründet. Hintergrund war Kauf und Erweiterung des Clubhauses 1911/1922.  Das Clubhaus wurde im Januar 1911 gekauft und in den ersten beiden Jahren für die Belange des Yacht-Clubs hergerichtet. Der Krieg zog übers Land, eine Revolution durchs Land, aus dem Land musste der König fliehen und eine Inflation lastete schwer auf dem Land (deren Höhepunkt und Ende kamen erst im November 1923). Dennoch wurde das Clubhaus 1922 umgebaut und mit einem Anbau Platz für Schlaf- und Aufenthaltsräume geschaffen.

Angesichts des explosionsartigen Wachstums der Mitgliederzahlen (zwischen 1921 und 1924 von 363 auf rund 650) und auch der Inflation wegen erscheint es auch aus heutiger Sicht nur konsequent, dass sich ein kleiner Kreis langjähriger Mitglieder die Verfügungsgewalt über die Immobilien sicherte. Denn bei jährlich rund 100 neuen Mitgliedern hätten in der Mitgliederversammlung auch zufällige Mehrheiten entstehen können. Im Hausverein – bei limitierter Mitgliederzahl – wurde sogar zusätzlich noch ein Aufsichtsrat installiert, damit die Zweckbindung „Segelsport“ auch wirklich festgezurrt blieb. Das lässt natürlich die Vermutung aufkommen: Wurde damals eine Unterwanderung befürchtet?

Der Pachtvertrag mit dem KBYC: Der älteste vorhandene Pachtvertrag zwischen dem Hausverein und dem KBYC ist auf den 12. Dezember 1934 datiert. Der Vertrag umfasste das Clubhaus „nebst den in der Anlage … verzeichneten Einrichtungsgegenständen, die Gartenanlage, das Badehäuschen und die Bootshalle zum Zweck der Förderung und Ausübung des Segelsports“. Bauliche Änderungen durften nicht vorgenommen werden, die Hausordnung bedurfte der Zustimmung des Hausvereins.

 

„Der Verein ‚Haus-Verein des Königlich Bayerischen Yacht-Clubs, e.V. in München‘ hat den Zweck der Verwaltung und des Ausbaues eines dem Segelsport gewidmeten Hauses am Starnberger See mit Nebengebäuden und den zum Haus gehörenden unbebauten Grundstücken; das ganze Anwesen soll dem Königlich Bayerischen Yacht-Club zum Zweck der Förderung und Ausübung des Segelsports mietweise überlassen werden. Der Verein hat seinen Sitz in München und ist in das Vereinsregister einzutragen.“

 

Die JUGEND war ab 1926 beliebtes Ausbildungsschiff beim Nachwuchs. Fotoreihe unten: Etwa 1929 hatte die Yacht einen Mastbruch. Die Crew riggte den Spinnakerbaum als Notmast und setzte eine Fock. Mittlere Reihe rechts: Sichtlich mitgenommen hatte der Mastbruch den jungen Prinzen Ludwig (links im Cockpit), rechts an der Pinne Jugendleiter Helmuth Fentzloff. Fotos: Archiv Prinz Ludwig, BYC

Die JUGEND war ab 1926 beliebtes Ausbildungsschiff beim Nachwuchs

Im Frühjahr 1926 kaufte der KBYC die 9-SL-Yacht
 NATALIE vom Bodensee. Die Yacht, 1908 bei Max Oertz in Hamburg gebaut (rund neun Meter in der Wasserlinie lang, 2,8 Meter breit) und im Register des Königlich Württembergischen Yacht-Clubs geführt, gehörte dem Geheimen Medizinalrat Prof. Ernst Bumm, der als Frauenarzt in München und an der Berliner Charité wirkte, daselbst seinerzeit auch als Vertrauensarzt der Kaiserin. Bumm war im Januar 1925 im Alter von 66 Jahren in München gestorben. Der Club taufte das Boot um. Als JUGEND stand es ausschließlich dem Nachwuchs zur Verfügung und wurde auch fleißig genutzt.

Vize-Kommodore und KBYC-Präsident in einem Boot: S.K.H. Prinz Franz (links) und Hugo Kustermann. Foto: Archiv Prinz Ludwig

Vize-Kommodore und KBYC-Präsident in einem Boot: S.K.H. Prinz Franz (links) und Hugo Kustermann. Foto: Archiv Prinz Ludwig

Das Jahr 1928 stand dann ganz im Zeichen des 40. Jahrestags der Clubgründung. Zu einer Jubiläumswettfahrt am 15. Juli im Rahmen der Münchener Woche kamen nicht nur 68 Boote, sondern am Abend zur festlichen Jubiläumsfeier im Seerestaurant auch der hohe Kommodore des KBYC, S.K.H. Kronprinz Rupprecht von Bayern. Er ließ es sich nicht nehmen, Preise und Erinnerungsbecher für alle Regattateilnehmer persönlich zu überreichen. Auch der Vize-Kommodore, S.K.H. Prinz Franz, wohnte der Feier bei, wie auch eine ganze Reihe weiterer Ehrengäste.

Ein Rückblick auf die ersten vier Jahrzehnte des Clubs erschien in der „Yacht“ 33/1928 exakt am 18. August. Die hier bereits ausführlich behandelte Geschichte wurde skizziert und der momentane Zustand festgehalten: „Wenn der Club heute im Jubiläumsjahr 118 Segelyachten und 27 Motorboote unter seinem Stander vereinigt, 438 Mitglieder zählt und ein prächtiges Clubhaus und nicht zuletzt zwei mächtige Bootshäuser sein Eigen nennen kann, so ist das ein Beweis dafür, dass all die Arbeit, die durch die 40 Jahre geleistet wurde, nicht vergebens war.“ Und weiter: „Die Verdienste, die sich der Kgl. Bayerische Yacht-Club um die Einführung und Entwicklung des Segelsports in Süddeutschland erworben hat, gehören zu den beachtenswertesten Marksteinen der Geschichte des deutschen Seglerverbandes.“

Das Ende der Weimarer Zeit

1936: Durchgeführt wurde die „Internationale Wassersportwoche“ von den „Fachämtern für Segeln und Motorbootsport“. Unterzeichnet hatten das Programm Pfister für einen „Bayerischen Segler-Ausschuß“ und Emil Bickel (erfolgreicher O-Jollen-Segler des MYC und auch Inhaber der produzierenden Druckerei) als „Kreisfachamtsleiter“. Der Titel des Programms war entsprechend der Linie des politischen Einflusses gestaltet und mit einem Hakenkreuz auf Reichsadler versehen. Im Programm 1936 sucht man dieses Zeichen vergeblich.

Eigentlich waren Ende der 1920er Jahre im BYC alle Zeichen auf volle Fahrt voraus gestellt. Curry, Bischoff, Böhler und Co. segelten in der deutschen Spitze mit. Der Club war gesellschaftlich anerkannt. Viele Münchner Familien hatten ihre sportliche Heimat am See. Doch plötzlich begann die Wirtschaft zu schwächeln – und sportlich gelang in Starnberg auch nicht mehr alles so, wie man sich das vorgestellt hatte.

Mit einem Mal wehte ein anderer Wind Deutschland. „Machtübernahme“ hieß der Wahlerfolg der Nationalsozialisten, die ihrem Führer Hitler hörig bald alles nach dessen Gusto reglementierten. Das Führerprinzip wurde mit aller Gewalt überall verwirklicht, es gab kaum einen Bereich, in dem die Nazis nicht bestimmten, wo es langgehen sollte.

Einerseits musste sich der KBYC dem beugen, andererseits änderten eine neue Satzung und die Bezeichnung „Vereinsführer“ statt „Vorsitzender“ wohl kaum etwas an der Sache, dem Segelsport. Gegenüber den neuen Machthabern hatten viele Clubmitglieder eher eine  deutlich differenzierte Haltung.

Aber egal, wer nun die Macht im Staate hatte – mit Wind und Wellen konnten die Segler des (K)BYC ganz ordentlich umgehen: Die 1930er Jahre gehörten mit zu den erfolgreichsten. Sie waren ebenso von individuellen Erfolgen wie auch Siegen bei Länderwettkämpfen gekennzeichnet.

Segeln in Kriegszeiten

Der Zweite Weltkrieg erschütterte die Welt, Deutschland, Bayern und den BYC. Dokumente über den Segelsport im BYC finden sich aus dieser Zeit nur sehr selten. Dafür stellen die darin auftauchenden Fakten oder Darstellungen die Informationen aus anderen Quellen nicht selten infrage. Auch beim BYC ist das so.

Ein neuer Anfang nach der Stunde null – Die Entwicklung ab Mai 1945

Der Bayerische Yacht-Club war angesichts des desaströsen Krieges mit einem blauen Auge davongekommen. Keine Bombe, kein Brand hatte das Clubgelände zerstört. Die einrückenden Amerikaner erkannten auf den ersten Blick, dass dieses Areal zu schön war, um es Plünderern zu überlassen, und setzten sich selbst darin fest. Das allerdings für mehr als ein Jahrzehnt. Sie halfen dem BYC aber auch (wenngleich nicht ohne Reibereien), vergleichsweise schnell wieder zu einem sportlichen Segel- betrieb zurückzufinden – was sich auch bald in  seglerischen Erfolgen niederschlug.

Ordentlich dokumentiert hat Werner Eitle die Kursbahnen des BYC für alle vier Hauptwindrichtungen bei der Münchener Woche 1948.

Ordentlich dokumentiert hat Werner Eitle die Kursbahnen des BYC für alle vier Hauptwindrichtungen bei der Münchener Woche 1948.

 

Rauschende Feste im BYC in der Nachkriegszeit

Rauschende Feste im BYC in der Nachkriegszeit

Das Clubhaus des BYC war bis Mitte der 1950er Jahre immer noch von den Amerikanern beschlagnahmt. Im neuen Casino im heutigen Seehaus mussten die Mitglieder also weiterhin zusammenrücken. Doch sportlich setzten sie zum Höhenflug an. Einige klassenpolitische Entscheidungen wurden getroffen, die bis heute relevant sind: Die Drachen kamen 1951 in den Club, die Starboote folgten 1952 und ab 1954 war auch der FD „in“. Neue, große Regatten für diese drei Bootsklassen wurden mit rauschenden Festen verbunden.

Es ist  wieder schön im Club

Das Wirtschaftswunder sorgt auch im BYC für blühende Zeiten. Der Bayerische Yacht-Club hatte sein Casino zurück, die ersten großen internationalen Regatten erfolgreich durchgeführt und entsandte seine Top-Segler auf zahlreiche europäische Reviere. Drachen und Starboote hatten sich als neue Klassen etabliert – Entwicklungen, die sich bis heute auswirken.

Die 1960er Jahre bringen große Entwicklungen bei Mensch und Material

In den 1960er Jahren sollte der Sport wieder alleine im Vordergrund stehen. Der Club hatte sein Casino seit ein paar Jahren wieder zurück. Große Veränderungen standen noch nicht an. Die Wirtschaft in Deutschland wuchs. Mit ihr auch der Wohlstand – und auch die Zahl der Mitglieder wie Boote im BYC. Die Spitzensegler des Clubs waren in den Drachen und das Starboot gewechselt, in den Jollen (insbesondere im FD) wuchsen junge Segler heran. Für geschäftige Planung sorgte ab 1962 zunächst nur die baufällige Motorboot-Halle, aber 1965 kam das große Hochwasser und verursachte erhebliche Schäden. So wurde die Motorboot-Halle erst 1968 durch ein Hafenbecken an gleicher Stelle ersetzt, weitere Infrastrukturmaßnahmen folgten 1969. Die Geschichte des Clubs (und des Segelsports) kann man Jahr für Jahr begleiten – oder auch auf ein spezielles Thema fixiert verfolgen. Aber oft ist sie eng

Eberhard Umbach, Klaus-Peter Stohl und Burschi Haist (v. l.) trainieren auf der Ausreitbank für die Olympia-Kampagne 1972. Foto: R. Denk

Eberhard Umbach, Klaus-Peter Stohl und Burschi Haist (v. l.) trainieren auf der Ausreitbank für die Olympia-Kampagne 1972. Foto: R. Denk

mit Personen verbunden, die seit Jahrzehnten dem Club verbunden sind. Meistens sind das sogar ganze Dynastien. Über Generationen hinweg haben sie die gleichen Vornamen (Anton, Erich, Josef, Markus, Ludwig, Rudi usw.).

Greifen wir einfach eine der vielen Vater-Sohn-Kombinationen im Club heraus, z.B. Karl: Karl Haist, besser bekannt als „Burschi“. Als Junge segelte er auf Vaters Kreuzer mit, lernte das Re- gattasegeln im Pirat, setzte Maßstäbe im FD und prägte später nicht nur die Geschichte der Soling.

Die JJA entsteht

Gegen Staat und Gesellschaft begehrten die Studenten in den 68er Jahren auf. Ein solcher gesellschaftlicher Umbruch, wie ihn die Republik erlebte, konnte nicht spurlos am Bayerischen Yacht-Club vorübergehen. Im ganzen Land wollte sich die Jugend nicht mehr von der älteren Generation vorschreiben lassen, was sie zu tun und lassen habe. Dieser Wunsch nach Selbstbestimmung gärte auch in der Clubjugend. Nach einigen „konspirativen“ Treffen zwischen Jung und Alt wurde ein Statut für eine sich selbst verwaltende Jugendabteilung entworfen. Mit reichlich Diskussionen – und Misstrauen, aber auch Vertrauen – stimmte die Mitgliederversammlung im Frühjahr 1971 einer selbstständigen Jugend- und Junioren-Abteilung (JJA) zu.

Eröffnung der ersten Bayerischen Jugendwoche 1975 auf der Terrasse vor dem BYC-Casino durch Starnbergs Bürgermeister Heribert Thallmair. Foto: M. Köhle

Eröffnung der ersten Bayerischen Jugendwoche 1975 auf der Terrasse vor dem BYC-Casino
durch Starnbergs Bürgermeister Heribert Thallmair. Foto: M. Köhle

Eine Garantie für den Wind -Die 1970 und 1980er Jahre

In der Bucentaur-Halle fand 1978 das Fest zum 90. Geburtstag statt – „in der Tradition höfischer Lustbarkeiten“! Foto: BYC-Archiv

In der Bucentaur-Halle fand 1978 das Fest zum 90. Geburtstag statt – „in der Tradition höfischer Lustbarkeiten“! Foto: BYC-Archiv

Anfang der 1970er Jahre war viel los in Deutschland, Bayern und dem BYC. Die Krawalle der 68er waren noch nicht lange vorbei, auch die Jugend im Club hatte sich die Selbstständigkeit erkämpft. Während sich München auf Olympia 1972 vorbereitete, plante der BYC die Renovierung seines Casinos. Doch damit nicht genug: Obendrein war auch noch das Nachbarsgrundstück der Familie König zu verkaufen. In Deutschland ging es mit der Fußballweltmeisterschaft 1974 sportlich weiter, und auch im BYC stand dann der Segelsport wieder im Vordergrund. Der Club entwickelte sich – trotz des Laser-Booms 1975 – in diesem Jahrzehnt von einem stark jollenorientierten Verein zu einem von Kielyachten dominierten Club. Das Jugendhaus wurde umgebaut, die Mole erneuert und verlängert. Auch das Thema König-Haus rückte in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts in den Blickpunkt. Und – man glaubt es kaum: 1982 begann das Computer-Zeitalter im BYC!

1988 – 100 Jahre BYC

Eine königliche Diskussion, eine neblige Meisterschaft und ein glänzendes Fest. Im Jubiläumsjahr 1988 zeigt Präsident seine Führungsstärke und sein Organisationstalent.

Zunächst stand im Jahre 1988  jedoch wieder einmal die Diskussion im Raum, ob sich der Bayerische Yacht Club nicht wieder „Königlich“ nennen sollte. Doch dieser Wunsch fand keine Mehrheit.

Dennoch ist das alte Schreiben aus der Kanzlei des Chefs des Hauses Wittelsbach von 1977 heute noch ein wohlgehüteter Schatz im (sonst eher vernachlässigten) Archiv des Bayerischen Yacht-Clubs, in dem Königliche Hoheit seine Einwilligung zum Führen dieses Adjektivs erteilt hatte.

„Ein bisserl ‚königlich‘ ist er noch“, tröstete S.K.H. Prinz Luitpold bei der Festrede zum Jubiläum die Mitglieder. Denn die Königskrone des Löwen auf dem weiß-
blauen Stander hat der Club, der 1937 auf Druck der Nazis das „Königlich“ aus dem Namen streichen musste, nach dem Krieg wieder eingeführt.

Doch nicht nur die Festivitäten  zum Jubiläum standen 1988 im Mittelpunkt des Geschehens: Obendrein hatte der BYC zwei hochrangige Meisterschaften auszurichten – mit der Bayerischen Jugendmeisterschaft eigentlich sogar drei an der Zahl.

jubilaeumsregatta-1988

Die Armada läuft zur Jubiläumsregatta 1988 aus. Auf dem Rasen vor dem Clubhaus glänzten vierrädrige Oldtimer. Foto: BYC-Archiv

Für die Meisterschaft des 17. Distrikts der Starboote Ende Mai halfen BYC und DTYC zusammen. Trotzdem siegte bei den vor Tutzing ausgetragenen Wettfahrten ein Team vom Chiemsee: Hans Vogt jun. und Uli Seeberger.

Gleich zwei neue Motorboote kamen 1988 in den Club. Zuerst ein von der DGzRS ausrangiertes Strandrettungsboot. Die Zulassung auf dem Starnberger See als S-Boot für den Club war nicht ganz simpel, wurde dann aber doch erteilt. U-BOOT war sein neuer Name im Dienste des BYC.

Ein neues Startschiff hatte der Vorstand auf den Wunschzettel für den großen Geburtstag geschrieben. Ein 8,4 Meter langes „Botnia Targa 25 long size“ sollte es sein. 200 PS sorgen  nach wie vor für eine flotte Fahrt. Drei Viertel des Kaufpreises von rund 100.000 DM wurden durch Spenden von Mitgliedern aufgebracht. Viele widmeten dazu ihr fünf Jahre vorher einbezahltes „Molendarlehen“ zur Renovierung des Hafens in eine zweckgebundene Spende um. Getauft wurde es beim Jubiläum auf den Namen RAKETE, so wie Kustermann seine Schiffe früher benannt hatte.

Ein Meilenstein in der Geschichte des BYC: 100 Jahre feiert man nur einmal – dafür aber richtig. Höhepunkt des Jubiläums war indes das große Jubiläumswochenende mit Festabend, Regatta und Frühschoppen. Über ein Jahr Vorbereitungszeit steckte in dem Festival. „Da reden sie heute noch alle davon“, sagt Manfred Meyer, wenn die Rede auf das Fest zum 100-jährigen Bestehen des Clubs im Jahre 1988 kommt.

Exakt am 18. August 1988 – auf den Tag 100 Jahre nach der Gründung des Bayerischen Yacht-Clubs, seinerzeit als Segler-Verein Würmsee – fuhr die Vorstandschaft des BYC mit dem neuen Motorboot über einen smaragdgrün schimmernden See nach Tutzing, um in dem damaligen Gründungspavillon eine Vorstandssitzung abzuhalten. „Das war sehr beeindruckend, auf eine so lange Tradition zurückblicken zu können. Wir waren von Feierlichkeit und Stolz gleichzeitig ergriffen“, erinnert sich auch Heinz Löhr an diesen Tag.

Gleich danach – ab dem 19. August 1988 – wurde dann drei Tage lang gefeiert. Erst das offizielle Fest, dann eine Jubiläumsregatta – allein 136 Boote kamen in die Wertung, die aufgegebenen gar nicht mitgezählt – mit vielen nostalgisch gewandeten Seglern (auch auf alten Schiffen) und schließlich dem Ausklang am dritten Tag mit Frühschoppen und Preisverteilung.

Manfred Meyer begrüßte die Gäste der 100-Jahr-Feier des BYC. Foto: Schöpflin

Manfred Meyer begrüßte die Gäste der 100-Jahr-Feier des BYC.
Foto: Schöpflin

„Das Fest war sportlich und gesellschaftlich außergewöhnlich gut gelungen“, erinnert sich auch Guido von Trentini. „Von dem Fest habe ich gar nichts gehabt“, resümiert dagegen Manfred Meyer, als man in kleiner Runde die Historie Revue passieren lässt. Denn der heutige Ehrenpräsident des BYC war damals als Vorsitzender für das ganze Fest verantwortlich – und musste den ebenso selbst wie von außen auferlegten Erwartungen gerecht werden. „Du spinnst, da kommt doch keiner!“, hatten so manche auf Meyers erste Überlegungen über den Umfang des Jubiläumsfestes reagiert. „Und dann mussten wir 200 Leute ausladen, weil kein Platz mehr frei war“, so Meyer. Denn zu den Sommerfesten des Clubs kamen meist um die 100 Leute, die Geburtstagsparty war für 600 Gäste geplant. Die Organisation legte man in die Hände des bekannten Gastronoms Gerd Käfer. Als man die Kosten durchkalkuliert hatte, meinte Käfer: Wasser und Wein könne man nicht am Tisch noch einmal extra kassieren, das müsse
schon pauschal im Menüpreis enthalten sein. So kam man auf eine Summe von 250 D-Mark. Mit Sponsoren konnte
 man etwa ein Fünftel davon finanzieren. Manfred Meyer
 entschied, dass man 188,80 D-Mark als Eintritt verlangen
 wolle.

Mit Ehrengästen und Festreden hielt man sich zurück, es sollte ein Sommerfest der Mitglieder sein. Landrat Rudolf Widmann, Starnbergs Oberbürgermeister Heribert Thallmair und DSV-Präsident Hans-Otto Schümann (als Vertreter aller DSV-Vereine), dazu befreundete Segelclubs – mehr Ehrengäste waren nicht eingeladen. Und Meyer beschränkte die Huldigungen auf drei Reden: seine Begrüßung, ein Grußwort von Schümann und eine Festrede von S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern. Dafür gab es drei Musikgruppen an diesem Abend und einen Discjockey im Zelt, der für die Jugend gedacht war. „Aber da waren meistens die Älteren drin“, schildert Manfred Meyer.

Manfred Meyer zeichnete als damaliger Präsident des BYC verantwortlich für die Jubiläumsfeier – und die monatelange Vorbereitung. „Wenn’s der Club macht und es geht in die Hose, wird 100 Jahre darüber geredet.“ Er wusste, dass er unter 100-prozentigem Erfolgszwang stand. „Aber wenn’s der Käfer macht, und es wird nichts, dann wird über ihn geredet“, wollte er sowohl dessen Erfahrung mit exklusiven Festen nutzen wie auch notfalls einen potenziellen Blitzableiter haben. „Aber es ging nicht in die Hose“, sagt Meyer und holt tief Luft – man merkt ihm immer noch an, dass er damals voll im Organisations-Stress war.

Ein Zuhause gefunden

Die Festrede beim großen Fest zum 100. Geburtstag des Bayerischen Yacht-Clubs am 19.8.1988 hielt S.K.H. Prinz Luitpold von Bayern. Nachfolgend Auszüge der Laudatio.

„Ich glaube, das Wesentliche hier im Club waren zwei Sa- chen: Einmal die Freude am Segelsport, zum Zweiten, dass es sich um einen ‚Club‘ handelt und nicht um einen – ich möchte sagen – ‚Verein‘. Eigentlich mehr ein Club engli- schen Musters, in dem die Leute ein Zuhause gefunden ha- ben, in dem sie sich mit ihren Freunden getroffen haben und das inzwischen über mehrere Generationen. Ich glaube, die meisten von uns – gerade die Jüngeren – sind hier im Club mehr oder weniger aufgewachsen, haben hier im Club einen großen Teil ihrer Jugend verbracht und viel Freude und Spaß gehabt.“.

„Die Sportsegelei war für den Club immer das Wichtigste und man kann sagen, über Jahrzehnte sind hier hervorra- gende Ergebnisse und Spitzenresultate erzielt worden und der Club hat vor allem eines behalten: seinen sportlichen Charakter, aber daneben auch die Freude, sich hier zu un- terhalten, hier zu feiern, hier zu leben; aber der Sport war immer vorne. Der Club wurde nicht wie viele andere Vereine zur Marina und ich wünsche auch für die Zukunft, dass dies nie geschehen wird, sondern dass unser Verein immer ein sportlicher Segelclub bleibt.

Und er war noch etwas: Es war ein Club von Leuten, die sich durch alle Wechsel der Zeit, durch den Ersten Weltkrieg, durch die Revolutionen und durch das Dritte Reich durchma- növriert hatten, sogar durch die zeitweise Besetzung dieses Geländes durch die Amerikaner. Man kann darüber streiten, ob es ein Segen war oder ein großes Problem. Der Club ist durch alle Zeiten gekommen und hat wenig Federn gelas- sen. Er hatte vor allem immer eine politisch klare, saubere Linie; er hat nicht die Farbe gewechselt und das – meine ich – ist bemerkenswert in der Clublandschaft, in der Vereins- landschaft in Deutschland.“

 

Manfred Meyer
 – Ehrenpräsident nach 34 Jahren als Vorsitzender

Schon 40 Jahre, davon 34 Jahre als Vorsitzender, war Manfred Meyer für den Bayerischen Yacht-Club ehrenamtlich aktiv gewesen, als er im Frühjahr 2007 sein Amt abgegeben hatte. Doch viel ruhiger hatte es der damals 71-Jährige, der am zweiten Weihnachtsfeiertag Geburtstag hat, danach nicht. Der Grandseigneur des süddeutschen Segelsports wechselte einerseits als Ehrenpräsident quasi in den Aufsichtsrat des BYC und war als Schatzmeister des „Deutschen Challenger Yacht-Clubs“ (DCYC), dem vereinstechnischen Rückhalt der deutschen America’s-Cup-Kampagne, immer noch an einer wichtigen Schaltstelle im deutschen Segelsport aktiv.

Es war vor allem Manfred Meyer gewesen, der gut vier Jahre vorher hinter den Kulissen die seglerischen Kräfte Deutschlands für das Projekt America’s Cup in diesem Verein gebündelt hatte. Dass die Trauben hoch hängen, wusste man. Umso mehr Hoffnungen waren auf die zweite Kampagne gesetzt, die im September 2007 startete. Doch der Cup platzte bekanntlich und so war der ganze Zeitvorsprung, den die deutsche Kampagne diesmal erkämpft hatte, dahin. „Wir sind maßlos enttäuscht“, kommentierte Meyer seinerzeit das juristi- sche Gerangel, das zu einem dauerhaften Ende des konventi- onellen America’s Cup führte. Zwar war der Cup 2013 gerade bei Redaktionsschluss (zu Gunsten von „Oracle Team USA“) entschieden – doch der DCYC war auf Eis gelegt, aber nicht aufgelöst worden. So jedenfalls hatte sich Meyer das 2007 nicht vorgestellt.

Zurück zu den Anfängen:„Eigentlich war es eine Strafe“, erinnert sich Manfred Meyer daran, wie er als 17-Jähriger zum Segelsport gekommen war. Den Eltern missfiel der Um- gang des Jungen „mit den Münchner Lausbuben“ – und so steckte ihn der Vater in die Jugendabteilung beim Bayerischen Yacht-Club in Starnberg. Schnell lernte er dort Josef Pankofer kennen. Der Starbootsegler nahm Meyer nach ein paar Probeschlägen mit auf Regatten. Pankofer war es auch, der den jungen Bankangestellten von München wegschickte. Ein paar Jahre war Meyer in Köln, düste aber jedes Wochenende mit einer BMW-Isetta zurück an den See.

1967 übernahm Manfred Meyer die Leitung der neuen Filiale der Deutschen Bank in Starnberg (wo er bis zur Pensionierung 1996 bleiben sollte), kurz zuvor war er zum Schatzmeister des BYC gewählt worden. Das erste eigene Starboot leistete er sich 1970 – mit einem Kredit nahezu vollständig fremdfinanziert. Er machte das Boot schnell und verkaufte es ein paar Jahre später zu einem guten Preis, um das nächste damit zu finanzieren. Meyer nahm an Regatten überall auf dem Globus teil, segelte bei den Weltmeisterschaften in Caracas, San Francisco, Vilamoura und Capri mit. Mit dem Starboot, das er 2001 gekauft hatte, ist er jetzt noch unterwegs. Segelte zuletzt die AUDI-IDM der Starboote im September 2016 mit.

Manfred Meyer, BYC-Präsident von 1973 bis 2007

Manfred Meyer, BYC-Präsident von 1973 bis 2007

Den Bayerischen Yacht- Club hat Manfred Meyer unbeirrbar zu einem der renommiertesten Vereine in Europa geführt. 1972/73 hatte er die Renovierung des damaligen Clubhauses und gleichzeitig den relativ unvorhergesehenen Kauf des Nachbargrundstücks zu stemmen. „Das war eine brenzlige Situation“, erinnert sich Meyer. Doch als Banker und Schatzmeister finanzierte er dies über Schuldscheindarlehen aus den Reihen der Mitglieder. „Ich habe mich durchgesetzt, dass man beides macht“, blickt er auf die Entscheidung zurück. Im Jahr darauf wurde er zum Präsidenten des Clubs gewählt. „Als Erstes habe ich die Beiträge verdoppelt, von 200 auf 400 D-Mark“, erzählt er. Viele Sanierungsarbeiten standen an. 1984 wurde die Außenmole erneuert und verlängert, 1988 das 100-jährige Jubiläum gebührend gefeiert. 1990 holte er Ilja Wolf als neuen Clubmanager aus Berlin – „ein Glücksgriff“, beurteilt er zurück- blickend die seinerzeit im restlichen Vorstand als nicht erforderlich betrachtete Stelle. 1996 wurde dann das „König-Haus“ mit sanitären Einrichtungen, Schulungsräumen und Übernach-tungsmöglichkeiten gebaut, 2004 das alte Clubhaus abgerissen und neu errichtet.

Im März 2007 hatte Meyer zwar das Amt an Dr. Jean-Laurent Risterucci abgegeben, doch als Ehrenvorsitzender ist er auch für dessen Nachfolger Dr. Michael Steiner immer  noch am Ball, wenn es um die Geschicke des Bayerischen Yacht-Clubs geht.

1990/91: Frischer Wind im Club

Ilja Wolf kam im Oktober 1990 zum BYC. Foto: V. Göbner

Ilja Wolf kam im Oktober 1990 zum BYC. Foto: V. Göbner

Heftige Stürme fegten im Februar 1990 übers Land und hinterließen auch im BYC ihre Spuren. Die Saison begann daher für so manchen etwas später. Ein Masterplan für die Gebäude des BYC wurde als Wegweiser in die Zukunft diskutiert. Vor allem die Frage der Finanzierung rückte damit in den Vordergrund. Eine Personalentscheidung wirkte sich positiv bis heute aus: Ilja Wolf wurde im Oktober 1990 eingestellt, damit er sich um Sport und Technik kümmere. Wesentlich für das Funktionieren des Clubs sind Menschen, die sich mit vollem Engagement für die Gemeinschaft einsetzen. So wurde 1991 festgestellt, dass sich „der neue Leiter Sport und Technik, Herr Wolf“, gut eingearbeitet habe.

Schon 40 Jahre lang war Fritz Knauer Hafen- und Takelmeister. Nicht nur der Club dankte ihm dafür, auch der Bayerische Seglerverband ehrte ihn für seine Verdienste. Doch vier Jahrzehnte sind genug, meinte Fritz Knauer – und ließ einen Nachfolger suchen. Präsident Manfred Meyer war für diese Aufgabe ein junger Mann aufgefallen, der sich durch konstruktive Vorschläge hervorgetan hatte: Dr. Jean-Laurent Risterucci, ein Zahnarzt aus Korsika, betrat 1991 die große Bühne des BYC.

1992: Der Segelsport steht 1992 im Mittelpunkt

Hansi Vogt. jun. und Jörg Fricke (BYC) segelten 1992 bei Olympia in Barcelona im Starboot für Deutschland auf Rang sechs. F.: Archiv Fricke

Hansi Vogt. jun. und Jörg Fricke (BYC) segelten 1992 bei Olympia in Barcelona im Starboot für Deutschland auf Rang sechs. F.: Archiv Fricke

Alle vier Jahre wieder kommt ein Olympia-Jahr. 1992 waren die Spiele in Barcelona. „Wir haben diesmal große Hoffnung, mit zwei aktiven Seglern – einmal im Finn mit unserem Mitglied Michael Fellmann, zum anderen im FD mit unserem Mitglied Markus Wieser – ‚dabei‘ zu sein“, schrieb Manfred Meyer im Vorwort der Clubinformation vom Dezember 1991. Verbunden mit der Hoffnung war natürlich der Wunsch, dass die Mitglieder ihre Olympia-Solidarität zeigen und „die beiden hoffnungsvollen BYC-Segler“ mit Spenden unterstützen würden. Solche Appelle verhallen im BYC selten wirkungslos. Rund 35.000 DM wurden für die beiden Segler eingesammelt…

Am 8. Juni 1992 – also denkbar knapp vor den Spielen – sollte im Olympia-Segelausschuss die Entscheidung über die Nominierungen fallen. Nachdem zuerst Fellmann und dann auch Wieser schon so gut wie aus dem Rennen waren, konzentrierten sich alle Hoffnungen auf den Starboot-Vorschoter Jörg Fricke, der seit 1988 ebenfalls Mitglied im BYC war.

1993: Immer auf die Kleinsten….

1993 war ein Jahr großer Veränderungen – auch ohne Zutun des BYC. Die Kleinsten, die Opti-Segler, mussten sich einem neuen Wertungssystem anpassen. Und auch die Besten bei den großen internationalen Regatten mussten mit erheblichen Änderungen auf dem Wasser und bei der Auswertung zurechtkommen. Die Segler auf dem Starnberger See focht das wenig an: Sie segelten weiter erfolgreich, auf großen wie auf kleinen Schiffen

1994: Hoffnung auf Olympia

Der Sommer 1994 ging als Jahrhundertsommer in die Geschichte ein (genau genommen gibt es etwa alle zehn Jahre einen so bezeichneten Sommer). Auch wenn der Vorstand sich mit den Plänen für ein neues König-Haus intensiv beschäftigte, stand unzweifelhaft der Sport im Vordergrund. Auf allen Ebenen waren die Segler des BYC aktiv. Die Jungen drängten in die Spitze, andere schnupperten die deutlich dünnere Luft im Profi-Zirkus. „Prominenten“ Zuwachs bekam der Club Mitte 1994 auch: Sibylle Powarzynski, A-Kader-Mitglied und deutsche Olympia-Hoffnung in der Europe für Savannah 1996, wechselte zum BYC.

1995: Wind für alle – ausgenommen Starboote

Sibylle Merk (geb. Powarzynski), Olympiateilnehmerin von 1996, erinnerte sich bei den Recherchen für dieses Buch an die „alten“ Zeiten: „Damals bist du ja vom Opti direkt in den 470er umgestiegen. Das war schon ein Kulturschock, wenn du da dann immer eine über die Mütze gekriegt hast.“ Im Opti wurde den geförderten Kindern alles vorgebetet, „in den olympischen Klassen hatte man dann urplötzlich mit Leuten zu tun, die selber denken. Aber mich hatten sie ja schon im Opti gerupft, da war das dann nicht mehr so schlimm.“ Vom 470er wechselte sie in die Europe – und setzte sich gegen starke deutsche Mitbewerberinnen durch. Foto: Archiv Merk

Sibylle Merk (geb. Powarzynski), Olympiateilnehmerin von 1996 Foto: Archiv Merk

Auf sportlicher Ebene ist in einem vorolympischen Jahr immer vieles in Bewegung. Diesmal schafften es im Laufe des Jahres gleich zwei BYC-Mitglieder, die nationalen Qualifikationshürden zu nehmen: Die Neuriederin Sibylle Powarzynski, Neuzugang des Vorjahres, holte sich das Ticket für Savannah 1996 in der Europe. Mit Michael Fellmann (Kempten) war ein Finn-Segler der JJA Olympia-Anwärter im A-Kader des DSV. Olympische Klassen standen aber auch direkt in Starnberg im Blickpunkt: Die Starboote wollten ihre IDM und die Solings ihre German Open 1995 im BYC aussegeln.

Auch an Land waren erstaunliche Bewegungen zu beobachten. Ein neuer Architekt hatte die bereits genehmigten Pläne für ein neues König-Haus völlig umgekrempelt und stellte diese bei der Mitgliederversammlung im März 1995 vor. Anfängliche Skepsis über diese (vom Vorstand in Auftrag gegebene) Arbeit wich jedoch bald großer Begeisterung.

1996:  Wenig Höhepunkte für BYC-Segler

Die Höhepunkte des Jahres 1996 sind schnell aufgezählt: Sichtbare Fortschritte beim Bau des König-Hauses das 25-jährige Jubiläum der JJA und Olympia in Atlanta/Savannah mit den beiden BYC-Mitgliedern Sibylle Powarzynski (Europe) und Michael Fellmann (Finn).

1997: Das neue König-Haus

1996 wurde das neue König-Haus errichtet. Es glich dem alten in keinster Weise. Dagegen wollte man 2003 beim Neubau des Casinos den alten Habitus nicht hergeben. Foto: Lüps

1996 wurde das neue König-Haus errichtet. Es glich dem alten in keinster Weise. Dagegen wollte man 2003 beim Neubau des Casinos den alten Habitus nicht hergeben. Foto: Lüps

Das erste große Neubauprojekt des BYC – in den vorhergehenden über 100 Jahren hatte der Club abgesehen vom Seehaus immer nur bestehende Immobilien übernommen, von der Bucentaur-Halle über das Casino bis zum 1995 abgerissenen alten König-Haus – ging 1997 seiner Fertigstellung entgegen. Schon am 10. Januar war Richtfest für das neue König-Haus im Sommer sollte es dann eingeweiht werden.

Im März wurde Manfred Meyer zum zwölften Mal zum 1. Vorsitzenden gewählt. Aus dem Vorstand zurückgezogen hatte sich nach zwölfjähriger Amtszeit Schriftführer Heinz Löhr. Sein Nachfolger wurde Dr. Martin Kapitza.

20 Jahre hat es gedauert, bis man das Thema „Neubau König-Haus“ tatsächlich in Angriff genommen hat. 1973 wurde das Grundstück mitsamt dem Gebäude darauf gekauft. Doch lange war das Areal wie ein Fremdkörper im restlichen Gelände des BYC. Ein Teil des Hauses wurde noch von früher her bewohnt, andere Zimmer waren als Kojen an Mitglieder vermietet. Auch war mit dem seinerzeitigen Kauf (bei gleichzeitiger Renovierung des Casinos) die Kasse erst einmal leer. Die Erneuerung der Mole in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre war wichtiger. Doch nach dem 100-jährigen Jubiläum wurde es Zeit, das Thema in den Vordergrund zu rücken. Erste Pläne (in Verbindung mit einem Gesamtentwicklungsplan) wurden entworfen, konkretisiert und genehmigt – und wieder verworfen. Ein revolutionärer neuer Plan überzeugte 1995 Mitglieder und Behörden. Das alte Haus wurde abgerissen und im Sommer 1997 das neue „König-Haus“ eingeweiht.

Hausboot oder Seglerhaus? Architektur-Auszeichnung für das König-Haus

Nach vierjähriger Vorbereitungszeit wurde Ende 2002 erstmals der „Wessobrunner Architekturpreis“ der Architektenkammer Oberbayern verliehen. Vorbildliche Baugestaltung – im Einklang mit Heimat- und Denkmalpflege – sowie ein landschaftsgebundenes Bauen sollten damit hervorgehoben werden. Aus einer Vielzahl von eingereichten Arbeiten – durch Architekten, Bauherren oder Gemeinden – wurden von einer Jury zwölf Projekte in die engere Wahl gezogen. Als Preisträger gingen daraus hervor: Die Werkstatt für Modellbau in Wolfratshausen, eine Serie von Wohnhäusern am Ammersee-Westufer und das Museum der Phantasie in Bernried. Anerkennungen wurde für weitere drei Projekte ausgesprochen, darunter für das Kojenhaus (bekannter als „König- Haus“) des Bayerischen Yacht-Clubs. In der Beurteilung hieß es: Das Gebäude „manifestiert sich als prägnante Form, die mit entsprechenden assoziativen Elementen spielt. Die Struktur entwickelt sich aus einem gefluteten Graben hinauf auf vier Ebenen. Alle Funktionen, vom Garderobenbereich im Untergeschoss über die transparenten Clubräume im Erdgeschoss bis zu den Kojen in den Obergeschossen sind reflexiv durchdacht und bis in das kleinste Detail gestaltet. Die daraus resultierenden spannenden Raumsituationen erzeugen eine der Funktion adäquate, noble Clubatmosphäre.“ In der als Büchlein erschienenen Dokumentation des „Wessobrunner Kreises“ wird weiter über die Interaktion des Hauses mit seiner Umgebung geschrieben: „Die gewichtigen Nachbargebäude (Casino, Bootshallen) erfordern spürbares Volumen für den städtebaulichen Zusammenhang. Die zwei Kojengeschosse sind deshalb zu einem klar umrissenen Körper zusammengefasst und auf Stelzen gestellt, bekleidet mit einer überlugten Lärchenschalung – das Thema für Dach und Wand zugleich. In Anlehnung an die benachbarten traditionellen Bootshallen wurde als prägender Baustoff Holz gewählt. Die Aufständerung sorgt für Durchlässigkeit und ungehinderte Blickbeziehung innerhalb des parkähnlichen Ufergrundstücks. Die Ausrichtung des Gebäudes erlaubt jeder Koje paritätischen Blick auf See und Gebirge. Die überdachte Fläche [im Erdgeschoss, Anm. der Red.] dient Skipper-Meetings in Ergänzung zu dem rundum verglasten Schulungsraum. Die Umkleide- und Sanitärräume im Untergeschoss erhalten durch den südlich vorgelagerten Lichtgraben mit Wasserbecken Helligkeit und Frische. Die Details entsprechen in Form, Farbe und Material der Sprache des Bootsbaus, um die Identität eines Segelclubs herauszuarbeiten.“ Architekt Wolf-Eckart Lüps hatte es also verstanden, die Formen und Charakteristika des Bootsbaus für ein Haus für Segler zu nutzen. Die Anerkennung seiner Kollegen wurde ihm mit dieser Auszeichnung zuteil

1998: Schichtwechsel

S.K.H. Herzog Franz von Bayern ist seit 1998 Ehrenkommodore des BYC. Foto: Verwaltung des Herzogs von Bayern

S.K.H. Herzog Franz von
Bayern ist seit 1998 Ehrenkommodore
des BYC. Foto: Verwaltung
des Herzogs von Bayern

Die Diskussion um eine Renovierung des Clubhauses wurde 1998 intensiviert. Zwei neue Mitglieder im Vorstand waren für diese und andere Aufgaben noch frisch und unverbraucht, Altgediente zogen sich mit Verdiensten aus den Ämtern zurück. Doch noch war es „nur“ eine Diskussion, sodass der Fokus hier auf dem Segelsport bleiben kann.

Knapp zwei Jahre nach dem Tod des Ehrenkommodore S.K.H. Herzog Albrecht von Bayern berichtete Präsident Manfred Meyer erfreut, dass dessen Sohn S.K.H. Herzog Franz von Bayern (nun Chef des Hauses Wittelsbach) zugesagt habe, als neuer Ehrenkommodore des Bayerischen Yacht-Clubs zu fungieren. Kommodore blieb damals unverändert der regelmäßig auf seinem Drachen TATZELWURM segelnde S.K.H. Prinz Ludwig von Bayern, der bereits seit 69 Jahren aktives Mitglied war!

1999/2000: Segeln und diskutieren

Die Jahrhundertwende verlief sehr ruhig im Bayerischen Yacht-Club. Vor dem dunklen und unbeleuchteten Clubcasino tummelten sich nur sechs Personen auf der verschneiten Mole und versuchten im Nebel ein Feuerwerk auszumachen.  Ziemlich vergeblich. Mitgebrachter Champagner trösteten die Gäste in der stillen, kalten Nacht…

Im Jahr 2000 war das ruhige Clubleben geprägt von der Diskussion über Renovierung oder Neubau des Casinos. Michael Fellmann vertrat die Farben des Clubs in Sydney im Finn-Dinghy.

2001/02: Weichenstellung fürs Casino – wenig Sport

Letztmalig zur Abstimmung stand im März 2001 eine Renovierung des alten Clubhauses. Die Mitglieder entschieden diesmal klar dagegen.

Letztmalig zur Abstimmung stand im März 2001 eine Renovierung des alten Clubhauses. Die Mitglieder entschieden diesmal klar dagegen.

Das alles überragende Thema im Jahr 2001 war, wie es nun mit dem Clubhaus weitergehen sollte. Gleich drei Mitgliederversammlungen befassten sich in diesem Jahr damit. Zunächst wurde im März bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingehend über beide Konzepte, Sanierung mit Umbau sowie Neubau, informiert. In der ordentlichen Mitgliederversammlung im April kam es dann zur Abstimmung. Mit knapper Mehrheit wurde der vorgelegte Neubauplan abgelehnt. Aber auch der Beschlussantrag für eine Renovierung fand eine deutliche Ablehnung.  Und auch eine Minimal-Renovierung, um die Küche den Vorschriften anzupassen, wurde abgelehnt

Abermals kam das Thema bei der Mitgliederversammlung im November 2001 auf den Tisch, als der junge Starnberger Architekt Marco Goetz sein Konzept für einen Neubau in einem Gebäude mit alter Optik vorstellte. Der Segelsport spielte in diesen Jahren eine ungerechtfertigt kleine Rolle.

2003: Schon wieder ein Jahrhundertsommer – auch ohne Clubhaus

Abbruch, Baugenehmigung, Richtfest – es bewegte sich etwas im Jahre 2003 im BYC, deutlich sichtbar für Jedermann. Als „nicht einfach“ bezeichnete Präsident Manfred Meyer dieses 115. Jahr des Clubs. Aber ein Jahrhundertsommer und die Kochkünste des Casino-Originals Franz Auer halfen, den provisorischen Clubbetrieb in einem „Not-Casino“ erfolgreich durchs Jahr zu betreiben.

Schon das Abbruchfest am 22. März war ein großes Erlebnis. Der Regattabetrieb konnte auch ohne Clubhaus ohne Einschränkungen durchgeführt werden.  Das Richtfest fand am 25.September statt.

Der Segelheld des Jahres, Alinghi-Sportdirektor und America’s Cup Gewinner Jochen Schümann, wurde Anfang Juli 2003 Mitglied im BYC.

2004: Ein Jahr der Entspannung

Nur ein halbes Jahr nach dem Abriss war schon Richtfest: Am 25. September 2003 wurde gefeiert. Foto: Peter Kapitza

„Mit der Eröffnung unseres Clubhauses im Juli ging eine nunmehr acht Jahre andauernde Phase der Planung, Verwerfung, Ungewissheit, des Unfriedens und Wiederversöhnens, der Vorfreude und der harten Arbeit der Verantwortlichen ihrem Ende entgegen.“ Es war richtig zu spüren, wie Präsident Manfred Meyer und Schriftführer Martin Kapitza bei diesen Zeilen, die die Clubinfo vom September 2004 einleiteten, die Steine vom Herzen purzelten. Im Sommer konnte man das neue Clubhaus beziehen, offiziell gefeiert wurde die Einweihung am 11. September 2004. Gesegelt wurde auch: Michael Fellmann war als Vertreter des BYC bei Olympia in Athen, im eigenen Lande gab der Nachwuchs, von Ilja Wolf geführt und trainiert, immer mehr Gas.

2005: Das erste Jahr im neuen Haus

Mit der Einweihung des Clubhauses im September 2004 war ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der Rummel ums Casino war gelaufen:  Mit einem gemeinsamen und zufriedenstellenden Ergebnis. Nun konnte man wieder segeln, siegen und feiern.

Die Eröffnung des neuen Casinos

Die Eröffnung des neuen Casinos

Dass die ersehnte Flaute an der Diskussionsfront sich auch auf den See ausdehnte – nun ja, das ist sicherlich meteorologisch nicht in einen kausalen Zusammenhang zu bringen. Letzten Endes mündete eine ruhige Saison 2005 auch in eine (ungewohnt) ruhige Mitgliederversammlung im November 2005. Schriftführer Dr. Joachim („Jokl“) Kaske fasste zusammen: „Keine Neuwahlen oder Zusammenlegung von irgendwelchen Vorstandsposten, kein Zweifel an der Finanzierbarkeit des Clubhauses, keine Kritik an den angekündigten zwangsläufigen Beitragserhöhungen, keine Kritik an der Handhabung des Clubraumes im ersten Stock, keine Zweifel an der zunehmenden Qualität und Quantität der Gastronomie und vor allem kein Zweifel am künftig noch verstärkten Engagement für den seglerischen Nachwuchs.“ War denn gar nichts los im BYC?

 2006: Traum oder Albtraum?

Der America’s Cup ist die älteste Trophäe der Sportwelt. Kein Herausforderungspreis existiert schon so lange wie die „bodenlose Kanne“, der begehrteste der Segelwelt. Seit 1851 wird um diesen Pokal gesegelt.  Über 100 Jahre waren es die Amerikaner, die den Cup immer wieder verteidigten und daher auch den Austragungsort festlegten, natürlich vor ihren Küsten.

byc-chronik-ger72

Trainingsboot GER-72 bei der Ankuft im BYC

America’s Cup 2007

Der America’s Cup sollte 2007 zum ersten Mal seit seiner ersten Austragung anno 1851 wieder in Europa stattfinden. Die Schweizer Yacht ALINGHI (mit dem Deutschen Jochen Schümann in maßgeblicher Rolle) hatte 2003 in Neuseeland die „Kanne“ gewonnen. Der alte Kontinent sollte umfassend eingebunden werden, und so wurde eine Reihe von „Acts“ zwischen Dänemark und Sizilien veranstaltet, an denen die Herausforderer nicht nur teilnehmen mussten, sondern auch Punkte für die spätere Ausscheidung im „Louis-Vuitton-Cup“ sammelten. In diesem Cup wurde der eigentliche Herausforderer ermittelt, der dann gegen den Titelverteidiger im 32. America’s Cup segeln durfte.

Die deutsche Kampagne stand zunächst unter keinem guten Stern. Zuerst wurde in Dänemark ein Crewmitglied im Masttopp schwer verletzt, dann kam es im sizilianischen Trapani zum offenen Streit im Team. Ergebnis: Gründer Uwe Sasse wurde vor die Tür gesetzt. Es kehrte Ruhe ein.

Bei der Neuorientierung der Kampagne wurde auch der Sitz des DCYC von München nach Starnberg verlegt, in den Nepomukweg – die Adresse des BYC. Fortan liefen im Club-Sekretariat alle Fäden des DCYC zusammen. Und hier wurde vor allem auch die „Roadshow“ des Teams im Jahr 2006 organisiert. Das Trainingsboot GER-72 tourte durch Deutschland. Neben Starnberg war die riesige Yacht auch in Düsseldorf (DYC) und Berlin (VSaW) sowie in Montabaur, dem Firmensitz des Hauptsponsors Ralph Dommermuth, zu bestaunen.

2007: Ära Meyer zu Ende: Neuer Präsident für den Club

Einen Oscar überreichte DSV-Präsident Rolf Bähr Manfred Meyer (r.) anlässlich des Empfangs zum Ende von dessen Präsidentschaft.

Einen Oscar überreichte DSV-Präsident Rolf Bähr Manfred Meyer (r.) anlässlich des Empfangs zum Ende von dessen Präsidentschaft.

Das Jahr begann mit einem Paukenschlag: Julian Autenrieth gewann in Uruguay den Weltmeistertitel der Optimisten! Der 15-Jährige krönte damit eine beispiellose Erfolgsserie der vorausgegangenen Saison.

Zwei Monate später gab es einen neuen Vorsitzenden an der Spitze des Bayerischen Yacht-Clubs: Dr. Jean-Laurent Risterucci (55) wurde bei der Frühjahrshauptversammlung mit Dreiviertelmehrheit der über 200 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder als Nachfolger des 34 Jahre lang amtierenden Manfred Meyer gewählt, der nach dieser Rekord-Amtszeit zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde.

Und dann war 2007 auch noch der America’s Cup – zunächst mit einem Gastspiel einer auch vom BYC unterstützten deutschen Yacht, im Herbst mit einem Knaller über die Neuauflage eines deutschen Teams und schließlich dem ganz großen Knall, dem unerwarteten Ende des konventionellen America’s Cup.

2009: Jung und erfolgreich

Das Jahr 2009 war geprägt von sportlichen Erfolgen der Jugend auf breiter Front. Paulina Rothlauf gewann fast alles – und verteidigte ihren EM-Titel bei den Optimisten, Anna Seidl gewann als Vorschoterin die Jugendmeisterschaft im 420er und die Autenrieths verteidigten ihren Meistertitel in dieser Klasse. BYC-Mitglieder halfen, die Vorgaben für den DCYC als Herausforderer im America’s Cup zu erfüllen und auch die „Oldies“ segelten nicht schlecht: Manfred Meyer kam mit Karol Jablonski bei der „100-Jährigen“ der Starboote auf Rang zwei.

2010: Ein aufregendes Jahr

Das Jahr 2010 war in vielerlei Hinsicht abwechslungsreich, um nicht zu sagen, aufregend.  Die Wirtschaftskrise, im Vorjahr zunächst noch Finanzmarkt- und Immobilienmarkt-Krise genannt, war auch im Club zu spüren. Sicherlich keinen Einfluss hatte sie jedoch auf die Wetterkapriolen, die im August ein Hochwasser auf dem Starnberger See bescherten. Wochenlang war die Wiese vor dem Casino überflutet, die Boote davor nur mit Gummistiefeln zu erreichen. Aber Boote schwimmen bekanntlich, das Seehaus nicht. Dort stand das Wasser 30 Zentimeter hoch im Erdgeschoss. Als das Wasser – oberflächlich – weg war, kam der Schimmel. Ein bis heute nicht abgeschlossener Prozess der Sanierung und Diskussion, was überhaupt mit diesem 1950 errichteten Gebäude geschehen soll, wurde dadurch in Gang gesetzt.

Höhen und Tiefen erlebte auch die Stimmungslage in Sachen Gastronomie. Pächterwechsel – die Auer-Fangemeinde trauerte. Enten, Gänse, Kaiserschmarrn – keiner konnte das so gut wie der langjährige Wirt.  Das ist mit Blick auf die über 100-jährige Geschichte des BYC-Casinos nun wirklich nichts, was einen Chronisten hinter dem Ofen hervorlocken könnte – aber es wühlte gegen Ende der Saison das Gefühlsleben der Mitglieder und auch des Vorstands gehörig auf. Sportlich stachen zwei Ereignisse aus dem eh schon hohen Niveau der BYC-Regatten heraus: Der „Audi A1 Melges-20 Cup“ und die Masters-Weltmeisterschaft der Soling-Segler.

2011: Bronze, Silber und Gold

Selten gab es ein Jahr wie 2011, wo der Regattasport – und die Erfolge bei Jung und Alt – so im Vordergrund standen. In aller Herren Länder segelten die BYC-Mitglieder bei großen und kleinen Meisterschaften, mit Modellbooten auf einem Schweizer Pool genauso wie beim Fastnet-Race. Und wieder gab es neben den Erfolgen auch andere Anlässe zum Feiern, diesmal den 40. Geburtstag der JJA und den 100. der Starboote, oder den Audi-Cup in der neuen Melges-20.

2012: Titel, Titel, Titel…

…sind nicht alles, was zählt. Aber 2012 holten sich junge wie ältere Segler tolle Erfolge. Für die zwölfjährige Hannah Hagen war ihr erster Regattasieg überhaupt gleich der Meistertitel im Optimisten. Und der 74-jährige Burschi Haist wurde Europameister im Soling: „So langsam lernt man’s“, kommentierte er trocken. „Kicker“ Schäfer dagegen kennt das schon: Er wurde zum zehnten Mal Weltmeister in der Tempest. Viele weitere Erfolge der zahlreichen guten Segler des Clubs waren ebenfalls begeisternd.

2013: 125 Jahre BYC – oder das Glück des tüchtigen Präsidenten

Glücklich über Wetter, Stimmung und einfach alles: BYC-Präsident Dr. Jean-Laurent Risterucci am Festabend.

BYC-Präsident Dr. Jean-Laurent Risterucci am Festabend

„Wir können unser Glück kaum fassen“, sagte BYC-Präsident Dr. Jean-Laurent Risterucci beim Festabend zum 125. Geburtstag des Bayerischen Yacht-Clubs angesichts des Jubelwetters. Vier Tage feierten die Mitglieder ihren Club, beginnend mit einer herrlichen Jubiläumswettfahrt in Dirndl und Lederhose und einer Regatta der B/One- und Melges-20-Yachten, mit einem einzigartigen Festabend mit fast 600 Gästen und zum Ausklang einem Brunch auf der Casino-Terrasse – alles bei Traumwetter und einer Stimmung, die nicht besser sein konnte.

 

 „Wie es früher war“

Beppo Aschenbrenner erzählte im Festvortrag unterhaltsam über das Segeln, wie es früher war. Foto: art in action

Beppo Aschenbrenner erzählte im Festvortrag unterhaltsam über das Segeln, wie es früher war. Foto: art in action

Beim Jubiläumsabend  der 125-Jahr-Feier des BYC erzählt Beppo Aschenbrenner aus alten Zeiten. Einfach, authentisch und ein Blick in die Seele des BYC.

125 Jahre sind eine stolze Zeit für einen Verein. Stolz kann er aber auch auf Mitglieder sein, die ihm schon die Hälfte dieser Zeit die Treue halten. Beppo Aschenbrenner ist seit 1952 Mitglied, aber in den BYC kam er schon 1948 mit seinem Vater, der einen Vorschotplatz auf einer Z-Jolle gefunden hatte: „Ein Privileg für die ganze Familie – wir durften in den BYC.“ Nachfolgend Auszüge aus seiner Rede.

Ich muss heute oft lächeln, wenn ich sehe, dass Optimisten-Eltern ihren Kindern das Schiff nicht nur herunterheben, sondern auch auftakeln, es hinterher wieder putzen und aufräumen. Zu meiner Zeit hatte man vor das Segeln das Putzen gestellt, d. h. wir mussten möglichst im ‚Seglerpäckchen‘ (einem weißen Matrosenanzug) antreten und meist paarweise zuerst die zur Verfügung stehenden Clubboote gründlich putzen. Gründlich putzen hieß buchstäblich mit einer alten Zahnbürste auch Bilge und Speigatten säubern. Blessinger brachte es fertig, nach einer Stunde putzen in ein Schiff zu steigen und mit einem Taschentuch unter den Bodenbrettern zu prüfen und dann loszubrüllen: „Das soll sauber sein?“ Für die beiden so Gerügten bedeutete das meist, dass sie an diesem Tag nicht mehr segeln durften.

Der Segelkurs im BYC war immer das Highlight der großen Ferien. Etwa 20 junge Burschen schliefen in der Motorboothalle auf Feldbetten. Wer als Erster einschlief, wurde damit zusammengeklappt oder umgeworfen. Morgens um sieben Uhr wurde geweckt, ein gut halbstündiger Trimmlauf bis Kempfenhausen und zurück folgte, dann bei jeder Temperatur – statt waschen – baden im See, Frühstück, knoten, putzen und segeln.

Ferien im BYC waren einfach toll. Immer waren einige Freunde da. Wenn wir nicht segelten oder Karten spielten, gingen wir schwimmen, vorzugsweise springen. Die Zugbrücke gab es schon. Spätestens alle zwei Jahre musste das Geländer erneuert werden, weil wir von dort verbotenerweise sprangen. Pikanterweise hatte die Frau des damaligen Jugendvorstandes uns erklärt, wie man richtig hechtet: ganz einfach Pobacken zusammenpressen!

So geschult, haben wir dann auch die Nepomuk-Brücke bei Rambeck erobert, um von oben in die Fahrrinne zu springen. Königsdisziplin war der Sprung von der hochgezogenen Brücke – wenn ein Schiff schon in Anfahrt war, konnte die Brücke nicht mehr zugefahren werden. Anschließend Flucht über das Strandbad mich an eine Sommer-Regatta mit fast
150 Schiffen, die nacheinander starteten und letztlich vor dem Undosa
dann mehr oder weniger hilflos trieben. Man konnte fast trockenen Fußes von der Tonne Undosa bis zum
Ufer gehen. Gewonnen haben bei
diesem Format aber auch immer die
Gleichen – wie heute waren Außenseiter-Siege selten.

Segeln war in mehrfacher Hinsicht ein Herrensport, denn es war absolute Ausnahme, dass Mädchen oder Frauen bei Regatten mitsegelten. Es war aber auch selbstverständlich, sich an Wettsegelbestimmungen zu halten, d. h. keine Tonnen zu berühren,

Raum zu geben, wenn gefordert. Wiedergutmachung durch ‚kringeln‘ gab es nicht, trotzdem waren Proteste selten. Man musste nämlich nach dem Rennen als Steuermann durch Unterschrift bestätigen, korrekt gesegelt zu sein! Wenn Regelverstöße aufgetreten waren, so hat man diese dadurch bereinigt, dass der Schuldige entweder sofort nach Hause oder am Ziel außen vorbeige- segelt ist oder nicht unterschrieben hat.

1952 wurde ein neues Casino, das heutige Seehaus, erbaut. Es war um- werfend schön, hell und freundlich mit viel sichtbarem Holz, für die da- malige Zeit äußerst großzügig. Überschwemmungen gab es noch nicht, denn es gab noch keine Autobahn und die damalige Olympiastraße führte über eine Holzbrücke, die steigenden Wasserstand völlig un- gebremst in das Leutstettener Moor hat auslaufen lassen. Das Moor bis Leutstetten war voll Wasser, die Überschwemmung gab es im Würmtal, aber nicht im BYC.

Beppo Aschenbrenner kam nach der Währungsreform in den Club, der damals nur etwa halb so groß war wie heute. Die Einfahrt war an der Westseite, das König-Grundstück gehörte noch nicht dazu und am Slip war die Absperrung zum Areal der Amerikaner.

„In der Bucentaur-Halle lagen im Wesentlichen H-Jollen, an der großen Mole die Yachten: 30er und 40er Schären sowie Nationale Kreuzer – eben alles, was den Krieg überlebt hatte. Die Schiffe waren kurz nach dem Krieg natürlich nicht so gepflegt wie heute, aber es war für mich als Kind damals schon faszinierend. Landliegeplätze gab es nicht, weil alle Schiffe geplankt waren und im Wasser liegen mussten.

Am meisten hat mich beeindruckt, dass es in diesem Club echte, lebendige Prinzen gab – zwar nicht wie im Märchen mit Krone, aber immer korrekt gekleidet, meist mit Trachtenanzug, und sie mussten mit ‚Königliche Hoheit‘ angesprochen werden.

Die damaligen Konstruktionsklassen waren schön, aber teuer und auch unterschiedlich schnell. Es gab Leicht- und Schwerwetterboote und so wusste man häufig schon vor dem Start, wer gewinnen wird. Die Masten waren aus Holz, das Rigg war starr, es gab kein V2A, kein Kevlar, keine kugelgelagerten Blöcke. Die Curry-Klemme war gerade erfunden, entsprechend teuer und selten, Winschen für die Fock waren schon spitze, bei vielen kleinen Booten gab es nur einen Holznagel für die Fockschot unter Deck, sonst nur Belegklampen. Wer viel segelte, hatte Hornhaut an den Händen und einen schraubstockartigen Händedruck!

Finanziell unabhängige Segler waren mehrfach begünstigt: Sie hatten die schnellsten Schiffe, die besten Segel und sie waren häufig auch die besten Segler.

Herausragender Segler im BYC dieser Zeit war neben Manfred Curry unter anderen Michl Huber.

Curry hat sein Wissen in zwei Büchern über Theorie, Praxis und Taktik des Regattasegelns niedergelegt, damals die Bibel für jeden angehenden Segler. Von allen anderen guten Seglern konnte man nur lernen, wenn man das Glück hatte, als Vorschotmann dienen zu dürfen.

Was das Lernen betrifft, so hatte der BYC auch damals schon eine Jugendabteilung. Ich durfte zum ersten Mal mit elf Jahren beim Segelkurs mitmachen. Jugendleiter Manfred Blessinger war ein strenger, von vielen gefürchteter junger Mann, ein ziemlich ewiger Jurastudent, der zwar selbst kein Regattasegler, aber gut in Seemannschaft war. D. h. wir haben stundenlang knoten, spleißen und takeln geübt und gelernt, dass man ‚klar zur Wende‘, ‚klar zur Halse‘ und entsprechend ‚ree‘ bzw. ‚rund achtern‘ sagt. So ein heute weitverbreitetes, einfaches ‚geh’n ma rum‘ war schlicht undenkbar! Wir lernten, korrekte Anleger zu fahren und ‚Mann über Bord‘-Manöver. Seine größte Leidenschaft aber war das Booteputzen.

Für uns Kinder und Jugendliche war das eine unglaublich schöne Zeit. Wir hatten eigentlich alles:
Die nervigen Eltern waren weg, wir
konnten schwimmen, rudern, segeln,
wir schliefen in den alten
Yachten, selbst die Amerikaner waren nicht  die Menschenfresser, als die man sie uns vorsichtshalber hingestellt hatte. Wir haben ihre Tretboote geliehen und sind in der Starnberger Bucht ‚umhergeradelt‘.

Gestartet wurde bis Anfang der 1960er Jahre vom Starthaus mit fest- liegenden Bojen – wie heute noch beim Starthaus-Preis oder bei der Kustermann-Regatta – und in der Regel wurde immer ein- oder zweimal die äußere Startlinienbegrenzung als Boje gerundet. Das heißt, man konnte von der Mole aus zuschauen und alles hautnah verfolgen, also äußerst publikumswirksam.

Gesegelt wurde bei praktisch jedem Wind, auch fast ohne Wind. Die erste Anlauftonne war immer vor dem Undosa. Die einzelnen Felder waren zwar klein, es gab aber eben sechs, sieben oder mehr Klassen und Starts im Abstand von fünf Minuten, wenn die Chance bestand, dass die Boote wenigstens einigermaßen über die Startlinie kommen. Ich erinnere mich an eine Sommer-Regatta mit fast 150 Schiffen, die nacheinander starteten und letztlich vor dem Undosa
 dann mehr oder weniger hilflos trieben. Man konnte fast trockenen Fußes von der Tonne Undosa bis zum Ufer gehen. Gewonnen haben bei
diesem Format aber auch immer die 
Gleichen – wie heute waren Außenseiter-Siege selten.

Segeln war in mehrfacher Hinsicht ein Herrensport, denn es war absolute Ausnahme, dass Mädchen oder Frauen bei Regatten mitsegelten. Es war aber auch selbstverständlich, sich an Wettsegelbestimmungen zu halten, d. h. keine Tonnen zu berühren, Raum zu geben, wenn gefordert. Wiedergutmachung durch ‚kringeln‘ gab es nicht, trotzdem waren Proteste selten. Man musste nämlich nach dem Rennen als Steuermann durch Unterschrift bestätigen, korrekt gesegelt zu sein! Wenn Regelverstöße aufgetreten waren, so hat man diese dadurch bereinigt, dass der Schuldige entweder sofort nach Hause oder am Ziel außen vorbeige- segelt ist oder nicht unterschrieben hat.

1952 wurde ein neues Casino, das heutige Seehaus, erbaut. Es war umwerfend schön, hell und freundlich mit viel sichtbarem Holz, für die damalige Zeit äußerst großzügig. Überschwemmungen gab es noch nicht, denn es gab noch keine Autobahn und die damalige Olympiastraße führte über eine Holzbrücke, die steigenden Wasserstand völlig ungebremst in das Leutstettener Moor hat auslaufen lassen. Das Moor bis Leutstetten war voll Wasser, die Überschwemmung gab es im Würmtal, aber nicht im BYC.

Mit dem neuen Casino war auch der Raum für fröhliche Feste und Feiern gegeben und wie überall nach dem Krieg wurde mit dem schnell steigenden Wohlstand auch ausgiebig gefeiert, getrunken und selbst die ‚Herren-Segler‘ waren dann nicht immer souveräne Herren ihrer Taten. Der Ehrenrat musste immer wieder salomonische Urteile suchen, wenn es im alkoholisierten Zustand zu handfesten Auseinandersetzungen gekommen war. Die Freundschaft aber nahm dadurch keinen nachhaltigen Schaden – nach kurzer Verstimmung hat man wieder zusammengefunden, es war wie eine große Familie! Letztlich haben auch die Erwachsenen im Sommer ihre Freizeit im BYC verbracht. Urlaubsreisen waren selten, häufige ‚Whisky- Brausen‘ haben manche Wunde geheilt.
Anfang der 1950er Jahre begann dann der Wechsel von den Konstruktionsklassen hin zu den Einheitsklassen. Das ging an mit Star und Drachen, wobei der Star bei Starkwind ein echter Hingucker, fast ein Abenteuerschiff war. Es gab keine Gurte und dementsprechend hing die Mannschaft der Länge nach auf der Kante, ein Bein fast im Wasser. Böse Zungen sprachen deshalb auch gern von der ‚Eierfeile‘.

1953 gewann der FD die Ausscheidung um die neue olympische Zwei- mann-Jolle, und plötzlich war mein Vater FD-Sekretär für Deutschland, obwohl es noch keinen FD und zunächst auch keine Werft gab, die in der Lage war, das neue Schiff in neuartiger Bauweise herzustellen.

Nach einigem Hin und Her hat sich dann Josef Vötterl in Percha, der erst kurz vorher vier Stare für den BYC geliefert hatte, bereit erklärt, den FD zu bauen, wenn sechs Schiffe bestellt würden. Er musste ja zuerst eine Positivform bauen, über die dann diagonal mehrere Schichten Furnier verleimt und mit einer zweiten Form mit Gummiblase dagegen verpresst wurden. Der FD war als formverleimtes Sperrholz-Boot deutlich billiger als die etwa gleichgroße H-Jolle.

Es hat nicht lange gedauert, bis die geforderten Käufer zusammen waren, die Nummern 1, 2, 4 und 5 wurden im BYC gesegelt. Damit begann der Siegeszug des FDs in Deutschland. Viele Spitzensegler sind mit dem FD groß geworden, besonders viele immer wieder im BYC.

Die Schiffe waren aufgrund ihrer Bauweise optisch nicht wirklich an- sprechend, dementsprechend sind die ersten Boote farbig lackiert wor- den, vorzugsweise in Weiß oder Dunkelblau. Mein Vater meinte, dass er der Optik der schönen alten Holzboote mit einem mittleren Braun am nächsten käme. Michl Huber hat das inspiriert, bei einem seiner Auftritte als Gstanzlsänger folgenden Vers zum Besten zu geben:

Und der Ritter Aschenbrenner 
kauft sich einen Flying-Dutchman-Renner, die Segel sind schon ganz zerschlissen, das Boot sieht aus wie angesch…miert.

Mein Vater war ‚not amused‘, im Frühjahr war sein Schiff weiß.

1956 war ein ganz großes Jahr für den BYC: die erste FD-Weltmeister- schaft überhaupt, Deutsche Meis- terschaft der Stare und als absoluter Höhepunkt die Rückgabe des alten Casinos durch die Amerikaner und deren Abzug.

Was mit anschließender Renovierung und späterer Totalsanierung nach der großen Flut begann, setzte sich mit dem Molenneubau, dem Ausbau des Hafens anstelle der Motorboothalle, dem Kauf des König-Grundstückes, späterem Abriss und Neubau des König-Hauses bis hin zum Neubau des gesamten Clubhauses fort: eine beispiellose Bereitschaft aller Mitglieder, immer wieder erhebliche finanzielle Opfer zu bringen.

Ich hoffe und wünsche dem BYC, dass diese Bereitschaft zum persönlichen und finanziellen Engagement auch die nächsten Jahrzehnte anhält, damit der BYC bleibt, was er immer war: nicht irgendein Segelclub, sondern die sportliche Heimat für segelbegeisterte Menschen, der man auch treu bleibt, wenn man nicht mehr aktiv segelt.

Unser Ehrenpräsident, Manfred Meyer, hat schon vor rund 40 Jahren einmal gesagt: „Aus dem BYC tritt man nicht einfach aus, da kann man nur heraussterben!“

125j-jubilaeum-byc-festzelt

600 Mitglieder, einschließlich der Jugend, fanden in Festzelt und Fliegerhalle unter einem Dach Platz. Drinnen war die Wand mit großformatigen Fotos aus diesem Buch geschmückt, das Zelt bestach durch transparente Wände – und das Wetter war schlicht ein Traum.

Fotoausschnitte aus der BYC Chronik

Download Flyer

Download BYC-Flyer – Der aktuelle Flyer des Bayerischen Yacht-Clubs kann als PDF heruntergeladen werden (PDF, 1.4 MB).

 

Download Vortrag

Der BYC – ein moderner Traditionsverein stellt sich vor. Im Museum Starnberger See stellte sich der Bayerische Yacht-Club mit einem unterhaltsamen und informativen Vortrag vor. Referenten: Dr. Volker Göbner, Manfred Meyer, Felix Kaiser  (PDF, 4.5 MB).

 

Download Chronik

Download BYC-Chronik – Das 125-jährige Club-Jubiläum des Bayerischen Yacht-Clubs wurde in einer ausführlichen Chronik detailliert in Wort und Bild dokumentiert. Die gesamte Chronik („125 Jahre Bayerischer Yacht-Club 1888 – 2013“ mit 416 Seiten – Farb- u. S/W. Fotos) steht als Download zur Verfügung (PDF, 39 MB).